Samstag, 27. Februar 2016

Gerechter Frieden kann nicht mit Waffen gewonnen werden

Lübeck-Travemünde (fz). Die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) hat am 27. Februar in Lübeck-Travemünde
nach intensiver Diskussion eine Resolution zum Bundeswehreinsatz in Syrien
beschlossen. Die Synodalen aus Schleswig-Holstein, Hamburg und
Mecklenburg-Vorpommern fordern die Bundesregierung auf, „diesen Einsatz
militärischer Mittel umgehend zu beenden und stattdessen noch einmal genau
zu prüfen, welche Instrumente gegen den Terrorismus – auch auf dem
Hintergrund bislang gemachter Erfahrungen – tatsächlich helfen." Nur auf
dem Wege einer Verhandlungslösung könne für das vom Bürgerkrieg zerrissene
und vom Terrorismus heimgesuchte Syrien eine Friedensperspektive erreicht
werden, heißt es in der Resolution. Zugleich will sich die Landessynode in
ihrer Septembersynode intensiv mit friedensethischen Fragen
auseinandersetzen.


In seiner Einbringung erläuterte der Vorsitzende des Ausschusses für
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, Propst Matthias Bohl
(Kirchenkreis Hamburg-Ost) den Hintergrund: „Wir möchten den kritischen
Diskussionsprozess über den laufenden Militäreinsatz der Bundeswehr
wachhalten. Die Tatsache, dass die Unterstützung des militärischen Kampfes
gegen den ‚IS' durch die Bundeswehr nicht mehr in den Schlagzeilen ist, darf
nicht zu einem stillen Hinnehmen dieses immer noch laufenden Einsatzes
führen." Mit dem Hineingehen der Bundeswehr in einen Einsatz ohne
legitimierendes Mandat des UN-Sicherheitsrates werde die Grundsatzdebatte um
friedenserzwingende Militäreinsätze immer dringender.

In der Resolution heißt es wörtlich: „Wir rufen alle friedliebenden Menschen
in allen Religionsgemeinschaften auf, die Stimme zu erheben, für friedliche
Lösungen zu beten und tatkräftig einzustehen. Wir erinnern an die
Friedensbotschaft Jesu, die den Christinnen und Christen den Weg weist." Mit
Christen in vielen Kirchen weltweit sei die Landessynode überzeugt:
„Gerechter Frieden kann nicht mit Waffen gewonnen werden. Wir treten dafür
ein und wollen - auch im Hören auf die Stimmen von Christinnen und Christen
in Syrien - noch stärker dazu beitragen, dass sich die Kirchen in
Deutschland auch in der Zusammenarbeit der Kirchen in der Konferenz
Europäischer Kirchen (KEK) in dieser Überzeugung an der politischen
Willensbildung in ihren Gesellschaften beteiligen."

In den vergangenen Jahren habe es einige Versuche gegeben, mit
Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak islamistischen Terror zu
bekämpfen. „Dies ist nicht gelungen. Heute kann der islamistische Terror
keiner einzelnen Region mehr zugeordnet werden. Er kann deshalb auch nicht
nach der Logik eines Territorialkrieges überwunden werden. Der Terror
entsteht in den Köpfen vieler Menschen in vielen Ländern." Nach dem
Verständnis der EKD-Friedensschrift aus dem Jahr 2007 dürfe militärische
Gewalt nur als äußerstes Mittel eingesetzt werden, wenn andauernde
Menschrechtsverletzungen vorliegen, ein Mandat des UN-Sicherheitsrates
gegeben ist, begründete Aussicht auf Erfolg besteht und Teil eines friedens-
und sicherheitspolitischen Gesamtkonzeptes ist. „Auch angesichts andauernder
Menschenrechtsverletzungen, die immer mehr Menschen in die Flucht treiben,
sagen wir: Krieg ist die Ursache dessen, nicht Mittel dagegen", heißt es in
der Resolution.

Kontakt: 
Pastor Stefan Döbler,
Pressesprecher der Nordkirche,
stefan.doebler@presse.nordkirche.de
Mobil: 0175 / 186 5130,


pressestelle@presse.nordkirche.de

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